Geschichte der Goten
Herkunft
Im Jahr 238 überschritten die Goten zum ersten Mal die untere Donau und fielen in die römischen Provinzen ein. Für die römischen Zeitgenossen gehörten die Goten, die sie Geten nannten, zum untergegangenen Reitervolk der Skythen. Viele machten sich fantastische Vorstellungen über die Herkunft der Goten.
Die Goten selber führten ihre Herkunft auf Skandinavien zurück. Ein Berater Theoderichs des Großen, Casiodorus, schrieb die erste Geschichte des Volkes. Nach seinem Bericht verließen die Goten die “Insel Skandia”, siedelten zunächst an der pommersch-westpreußischen Küste. Generationen später zogen sie weiter in die Richtung der heutigen Ukraine. Cassiodor zählte auch die kriegerischen Amazonen zu den Goten und ließ sie auch gegen Troja kämpfen. Goten traten in seiner Geschichte auch als Söldner bei den Ägyptern und Persern auf.
Heutige Historiker leiten den Namen der Goten vom Wort Gut-thiuda (= das Gotenvolk) ab, die nördlich der unteren Donau im 4. Jahrhundert siedelten. Daraus entwickelte sich der Name Gutans. Nach heutigen Forschungen stammten die Goten aus Jütland. Die skandinavische Halbinsel wird auch als Götaland bezeichnet.
Wanderung
Die römische Regierung versuchte die Goten dadurch zu befrieden, in dem man jährliche Zahlungen an die Stämme leistete und einzelne Krieger in die römische Armee aufnahm.
251 nutzen die Goten innenpolitische Auseinandersetzungen in Konstantinopel zum Einmarsch. Dabei besiegten und töteten sie den oströmischen Kaiser Decius. Weitere Kriegszüge in den Balkan und nach Kleinasien folgten.269 endete der Siegeszug der Goten zunächst. Claudius II. besiegte die Goten bei Thessaloniki vernichtend. Er bekam dafür den Triumphaltitel “Gothicus” verliehen.
Auch Kaiser Aurelian setzte die römische Siegesserie fort. Für über 100 Jahre wagten die Goten keine Kriegszüge mehr.
Zwei Völker
Zu dieser Zeit unterteilten sich die Goten in zwei “Teilvölker”, in die Westgoten und die Ostgoten.
Mitte des 3. Jahrhunderts hatten die Goten weite Gebiete an der Donau besiedelt, wobei sie sich in zwei Abteilungen trennten. Die Westgoten lebten in der Gegend des heutigen Rumänien und lebten in Dörfern und Städten. Die Ostgoten lebten dagegen weiter als Nomadenvolk in der Steppe.
Die Verfassung der Westgoten
Eine Ratsversammlung, bestehend aus Vertretern einzelner Stämme, übernahm in Friedenszeiten die “Regierung”. In Kriegszeiten wurde ein Richter gewählt, der mit monarchischer Gewalt regierte. Seine Macht beschränkte sich aber nur auf das Stammesgebiet. Für Angriffskriege wurde ein Heerführer gewählt.
Christianisierung
Die Vorfahren des Missionars der Goten Wulfila stammten aus Kappadokien, und sie behielten ihren christlichen Glauben. Von seinen Eltern erhielt er eine mehrsprachige Ausbildung. 341 wurde er zum Bischof der gotischen Christen.
Die Verbreitung des Christentums unter den Goten wurde zunächst dadurch erschwert, dass die Oberschicht mit Gewalt gegen den neuen Glauben vorging.
Wulfila und seine Anhänger wurden zunächst vertrieben und siedelten sich unter kaiserlichem Schutz in der Gegend des heutigen Bulgarien an.
Hier begann Wulfila mit der Übersetzung der Bibel ins Gotische. Er legte damit den Grundstein für die spätere Christianisierung der Goten.
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