Die Westgoten
Die Westgoten unter Athanarich konnten den Hunnen noch Widerstand leisten. Erst als die Hunnen das Land verwüstet hatten, flohen auch die Westgoten unter oströmische Herrschaft.
Der Kaiser war immer an Soldaten und Landarbeiter interessiert und siedelte daher die Goten in Thrakien an. Das Verhältnis zwischen Goten und Ostrom war aber so angespannt, dass Kaiser Valens schließlich gegen die neuen Siedler in den Krieg zog.
378 kam es bei Adrianopel zur Schlacht, bei der Valens, fast alle Offiziere und zwei Drittel seines Heeres umkamen. Theodosius wurde zum Nachfolger des Kaisers ernannt. Er schloss mit den Goten schließlich einen Vertrag (380/82), der die Goten zu Reichsangehörigen machte und ihnen Siedlungsland zuwies. Die Goten verpflichteten sich, dem Kaiser Soldaten zu stellen, ihre Fürsten dienten als Offiziere.
Alarich I.
Einer dieser Offiziere war Alarich. Er diente dem Kaiser in den Kämpfen gegen Westrom. Alarich fühlte sich aber vom Kaiser benachteiligt, und als der Kaiser starb (395) zogen die Goten in ihre Heimat zurück, sammelten Truppen und zogen gegen Konstantinopel. Doch sie wurden im Laufe der Jahre abgewehrt und in Richtung Italien vertrieben.
Zu dieser Zeit herrschte in Rom der Kaiser Honorius mit der Unterstützung des germanischen Reichsfeldherrn Stilicho.
Stilicho, Sohn eines Vandalen und einer Römerin, verfolgte die Politik der Integration der in Italien lebenden “Barbaren”. Diese Politik missfiel vielen Italienern, so dass Honorius seinen “Mitregenten” 408 hinrichten ließ. Es folgten zahlreiche weitere Opfer während der folgenden Menschenjagd.
Alarich bot sich den Verfolgten als Retter an und marschierte gegen Rom. Nach unzähligen Scharmützeln, Friedensverträgen und politischen Schachzügen eroberten seine Truppen Rom (410). Nach der Plünderung verließen sie die Ewige Stadt, um nach Afrika überzusetzen. Doch ihr eigentliches Ziel war unerreichbar, so dass sie nach Norden zurück zogen. Im gleichen Jahr verstarb Alarich in Bruttium.
Das Tolosanische Reich
Nachfolger Alarichs wurde dessen Schwager Athaulf. Er nutzte die italienischen Wirren dazu, um mit seinem Volk nach Gallien zu ziehen. Die Auseinandersetzungen mit Ostrom dauerten aber weiter an. Verträge wurden immer wieder gebrochen, und die Konflikte eskalierten. Trotzdem übernahm Athaulf Elemente der römischen Kultur und sah sich schließlich als Erneuerer Roms. Aus diesen Plänen wurde aber nichts, weil er ermordet wurde.
Sein Nachfolger schloss mit Rom Frieden und übernahm den Auftrag, Spanien von römischen Gegnern zu befreien. Der Feldzug war zum Teil erfolgreich, trotzdem beorderte Rom die Goten nach Gallien zurück und wies ihnen hier Land als Siedlungsgebiet zu.
Die Goten sollten dafür als Gegenleistung das römische Gallien gegen innere und äußere Feinde verteidigen. Der erste König des tolosanischen Reiches war Theoderid genannt Theoderich (418-451). In den folgenden Jahren erweiterten die Goten ihr Reichsgebiet bis Spanien und die Seealpen aus. Von Rom wurde der Staat aber nicht anerkannt. Gallien verblieb deshalb offiziell beim römischen Reich.
Die besondere Leistung des tolosanischen Reiches war dessen Gesetzgebung, die sich am römischen Recht orientierte. Theoderich erließ die ersten schriftlich festgehaltenen Erb- und Vermögensgesetze, die seine Nachfolger noch erweiterten und im Codex Euricianus festhielten.
Nach 507 begann der Niedergang der Westgoten. Im Kampf gegen die Franken, Theoderich dem Großen und Ostrom verloren sie Land und Einfluss. Innenpolitisch schwächte sich das Reich durch zahllose Konflikte zwischen den Adelsfamilien, in deren Verlauf mehrere Könige ermordet wurden.
Das Reich von Toledo
Die Westgoten waren inzwischen zum Katholizismus übergetreten und übernahmen zahlreiche römische Lebensweisen und leiteten damit eine Entwicklung ein, die zum mittelalterlichen Lehnswesen führen sollte. Der König wurde inzwischen vom jeweiligen Papst gesalbt und erhielt dadurch seine Stellung von Gottes Gnaden.
Die wenigen erhaltenen Kirchen aus dieser Zeit zeigen byzantische und orientalische Elemente. Germanische Traditionen begannen in dieser Zeit zu verschwinden.
625 gelangte ganz Spanien unter die Herrschaft der Westgoten. Jahrzehntelang herrschte auf der Halbinsel Frieden. Ein Schatten liegt aber auf die Herrschaft der Goten in Spanien, sie erließen zahlreiche Bestimmungen gegen die Juden im Land.
Schließlich führten die innenpolitischen Auseinandersetzungen zur Schwächung von Herrschaft und Heer. 711 setzten die Araber nach Spanien über und besiegten den Westgotenkönig Roderich, der in diesem Kampf fiel.
Die Goten leisteten noch 14 Jahre vergeblichen Widerstand. 725 endete das Reich der Westgoten.
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